Historisches Bremen auf der Kinoleinwand

BREMEN WIRD BUNT - DIE JAHRE 1930 - 1959 von Daniel Tilgner feiert am 17. März 2023 in der Bremer Schauburg Premiere. Weitere Vorführungen finden in englischer und niederdeutscher Sprache am 13. und 15. April 2023 im Rahmen des 8. Filmfests Bremen statt.
Cinema release
Premiere

Für seinen Dokumentarfilm hat Daniel Tilgner, Leiter des Bremer Landesfilmarchivs, historisches Filmmaterial in Farbe gesichtet und in ein abendfüllendes Kinoerlebnis verwandelt. Der Film porträtiert Bremen in historischen Farbfilmen aus drei Jahrzehnten, gedreht lange vor Einführung des Farbfernsehens.

Gezeigt wird die Stadt an der Weser vor den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs, auf die Ruinen der ersten Nachkriegsjahrzehnte und ist Zeuge vom Bau- und Verkehrsboom im Wirtschaftswunder. Im Wandel der Jahrzehnte erscheinen Schlachte und Osterdeich, die Altstadt rund um das Rathaus, Wallanlagen, Bürgerpark aber auch das einst pulsierende Faulenquartier. Die Weser und die bremischen Häfen spielen ebenso eine bedeutende Rolle wie die Stadtteile vom ländlichen Arsten über die Neustadt bis Blumenthal.

Entlang großer Zeitlinien erzählt BREMEN WIRD BUNT - DIE JAHRE 1930 - 1959 vom Leben in der Hansestadt: Kleine Anekdoten, oft nur zufällig von Amateurfilmern eingefangene Impressionen zeigen Momentaufnahmen bremischen Alltags aus 1930er, 40er und 50er Jahren und berichten von Lebensabschnitten der Filmemacher und ihrer Familien. »Dem Publikum führt die Dokumentation eindrücklich vor, dass farbige Filme sehr viel stärker berühren als die von historischen Filmdokumenten gewohnte schwarz-weiße Darstellung. Mittels der Farbe gelingt es die Betrachtenden auf einen Zeitsprung in eine ältere Welt zu entführen«, so Produzent Hermann Pölking.

Für Kinescope-Geschäftsführer Matthias Greving ist der Kinosaal der richtige Ort für den filmischen Rückblick:  »Unsere lokale Filmdokumentation BREMEN WIRD BUNT - DIE JAHRE 1930 - 1959 soll auch dazu führen, dass Menschen, die lange kein Kino mehr betreten haben, die Faszination der Gemeinschaft mit großer Leinwand gemeinsam erleben. Und vielleicht das Erlebnis ,Kino‘ neu entdecken. Unser Film wird gute Nachbarschaft schaffen; mit denen, die früher unsere Häuser und unsere Straßen und Plätze bewohnten. Er wird zu intensivem Austausch mit den Mitbürgerinnern und Mitbürgern, die jetzt Bremerinnen und Bremer sind, führen.«

Und Reiner Ballnus, Leiter des SKB-Referates »Medien und Bildung in der digitalen Welt« sieht mit dieser besonderen Dokumentation einen wichtigen Bildungsauftrag erfüllt:  »Mit BREMEN WIRD BUNT - DIE JAHRE 1930 - 1959 wird nun ein von der Senatorin für Kinder und Bildung mitproduziertes Medium digital neu in die Klassenzimmer kommen. Der Film bringt regionale Geschehnisse in direkte Verbindung mit welthistorischen Ereignissen. Dabei leistet er weit mehr als die Erfüllung der im Curriculum vorgesehenen Vermittlungsziele zum Themenfeld , NS-Zeit, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit‘.  Er schärft lokales Bewusstsein und lässt wertvolle Identifikation mit der Stadt als dem persönlichen Lebensumfeld entstehen. Mit den historischen Medien unseres Landesfilmarchivs schaffen wir auf moderne Weise Verständnis für das Werden des heutigen Bremens aus der Geschichte heraus.«

Zweieinhalb Jahre Arbeit steckten Kinescope Film, Helden der Geschichte GmbH, ein Spezialisten-Team für die Recherche und Erschließung historischer Filmquellen, sowie das Bremer Landesfilmarchiv in die aufwendige Dokumentation. Neben der Recherche und Identifizierung von seltenem Filmmaterial war vor allem die hochauflösende Digitalisierung, Restaurierung und Vertonung eine besondere Herausforderung.

Eine Besonderheit des Films ist, dass der Autor und Regisseur Daniel Tilgner für die ersten zehn Minuten sehr seltene, sorgfältig in Stuttgart, Zürich und Bremen rekonstruierte »Linsenrasterfilme« aus dem Jahr 1930 verwendet. Das seinerzeit innovative Filmformat dieser frühen Aufnahmen ist älter als der Mehrschichtfarbfilm und wurde in den 1920er Jahren in den USA entwickelt, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.